IVAB - IVAB Wahlprogramm 2020/ 2021

Ab 12. Februar 2021 dreht sich in der Architektenkammer Berlin zum elften Mal das Wahlkarussel zur Vertreterversammlung.

Erstmals können Sie Ihre Stimme per Online-Wahl oder Briefwahl bis einschließlich Freitag, 19. März 2021, 15 Uhr abgeben.

Die IVAB triit für die Fachrichtung Architektur mit zwei Listen an:

LISTE 4 IVAB freischaffende Mitglieder

LISTE 8 IVAB angestellte Mitglieder

sowie mit einer Liste für die Fachrichtung Landschaftsarchitektur

LISTE 24 IVAB angestellte Mitglieder

Lassen Sie uns gemeinsam mit Ihrer einen Stimmabgabe die Müdigkeit der Wahlbeteiligung durchbrechen, um nicht erneut nur zuzusehen, wie sich Berufsverbände in Szene setzen und die Architektenkammer Berlin als Körperschaft des öffentlichen Rechts und berufsständische Selbstverwaltung dominieren als wäre sie nur ein verlängerter Arm ihres Interessenverbandes.

Als mehrheitlich verbandsungebunde Kammermitglieder, die den Beruf mit großer Verantwortung freischaffend ausüben, lassen Sie uns die Geschicke der Architektenkammer wesentlich mit gestalten, sodass in dieser Stadt und in der Berufspolitik unser Berufsstand wieder als ein ernst zunehmender Partner wahrgenommen wird und vor allen Dingen auch deshalb, damit zukünftig wieder verbandsungebunde Kolleginnen und Kollegen aller Fachrichtungen in allen Kammergremien mehrheitlich vertreten sind….

Auf geht’s – jetzt nicht schwächeln! Behalten Sie uns im Auge!

Wir sind die, die den Berufsstand mehrheitlich ausmachen!

Unser Planungsberuf und unser Berufsstand
ist mehr als nur vermutlich alles richtig zu machen!

In unserer offenen Interessengemeinschaft verbandsungebundener ArchitektInnen Berlin sind Sie jederzeit herzlich willkommen.

Lassen Sie uns bitte Ihr Interesse wissen, zukünftig aktiv in den Kammergremien: Ausschüsse & Arbeitskreise ehrenamtlich mitzuwirken.

Zögern Sie nicht, Ihr Fachwissen und Können für unseren Berufsstand einzubringen!

Kurze Mail-Nachricht an: mail@ivab-architekten.de und wir lassen Ihnen die Bewerbererklärung zukommen und regeln gerne das Formale für Sie.

Wahlprogramm

Die IVAB beschäftigt sich u. a. mit folgenden berufspolitischen Themen:

Stärkung und Weiterentwicklung der Architekten-Selbstverwaltung

Seit der Gründung der Berliner Architektenkammer 1985 haben wir uns engagiert am Aufbau beteiligt.
Wir werden weiterhin unsere positiven Impulse in den Fachausschüssen, Gremien und Organen der Kammer einbringen und zur immer wieder notwendigen Stärkung unseres Berufsstandes beitragen.
Unseren Berufstand können wir jedoch nur stärken, wenn wir uns gegenseitig mit Respekt begegnen und keine elitäre Ausgrenzung einzelner Berufskollegen oder Verbände betreiben. Berufspolitische und aus Verbänden heraus generierte Konkurrenzen müssen vermieden werden. Nur so lassen sich gemeinsame Standpunkte zum Nutzen unserer Professionen entwickeln und durchsetzen.
Eine starke Position unseres Berufsstandes muss als selbstverständlicher Bestandteil der allgemeinen baukulturellen Entwicklung begriffen werden. Damit können wir ihn gegenüber unseren politischen Ansprechpartnern und der Öffentlichkeit überzeugend kommunizieren. Dies ist im Wesentlichen durch eine ständige Weiterentwicklung unserer Selbstverwaltung und einen engen Meinungsaustausch mit der Landespolitik und der zuständigen Senatsverwaltung zu erreichen.

Wohnungsbaupolitik

Das Stadtentwicklungskonzept der Senatsverwaltung dient der Ermittlung von Planungsleitlinien für den Berliner Stadtraum. Die Basis dafür bilden unter anderem Stadtentwicklungsplanungen Klima, Verkehr, Wohnen usw. Auf dieser Grundlage werden Strategiegebiete bestimmt, in denen gezielt Städtebauförderungsmittel eingesetzt weren sollten, um sozialverträgliche Sanierungsmassnahmen zu ermöglichen.
Liegenschaftsvergaben der landeseigenen Grundstücke sollten nur noch in Erbpacht auf der Grundlage zu entwickelnder Qualitätskriterien vergeben werden. Zur Klärung der Grundstücksbezogenen Besonderheiten für die Vergabe sind grundsätzlich Wettbewerbe auszuloben.
Bauträgermodelle von Wohnungsbaugesellschaften, Baugenossenschaften, Baugruppen und privaten Eigentümern haben unterschiedliche Finanzierungsmodelle zur Errichtung von Wohnungsneubauten. Daraus lassen sich städtebauliche Konzepte ableiten, die der Segregation entgegenwirken können.

Diplomingenieur

Der Ersatz des akademischen Grades „Diplomingenieur“ durch „Master“ bedeutet einen Verzicht auf eine anerkannte Marke, die gerade in technischen Disziplinen auch international einen ausgesprochen guten Ruf hatte.
Mit der angeblich EU-weit notwendigen Anpassung und Gleichsetzung der Ausbildungsgänge für jetzt Bachelor und Master wurde ein wegen mangelnder Kontinuität verwirrendes Studienangebot erstellt. Die prognostizierten und weniger qualifizierten Arbeitsplätze für den kürzer ausgebildeten Bachelor sind wie erwartet Mangelware. Der Bedarf an den gut ausgebildeten Diplomingenieuren ist dagegen weiterhin groß.

HOAI Novellierung

Die aus den 70er-Jahren stammenden und mittlerweile auf Euro umgestellten Tafelwerte für anrechenbare Baukosten (§ 34, HOIA) müssen dem realen Baugeschehen und der Baupreisentwicklung angepasst werden. Honorare bei anrechenbaren Kosten der unteren Tafelwerte (25.565 € – unter 50.000 €) sind nicht auskömmlich. Ebenso sind Bauvorhaben über 25 Mio. EUR keine Seltenheit mehr. Es wird Zeit, den Kostenrahmen der Honorartafel des §34,HOAI, von mindestens 50.000,- bis auf 50 Mio. EUR anzupassen. Insbesondere unterhalb 50.000,- EUR anrechenbarer Baukosten muss ein auskömmliches Honorar bei freier Verhandlung erzielt werden können.
Die Zuschläge bei Umbau und Modernisierung (20 – 80%) können zwar leistungsmäßig dargestellt und beansprucht werden, sind aber regelhaft bei höheren Zuschlägen oft nur schwierig durchzusetzen.
Deshalb ist es bei zunehmender Planungs- und Bautätigkeit für den Bereich Bestandsbauten notwendig, endlich eine eigene Honorartafel zu haben, die Klarheit bei Auftragnehmern und Kostensicherheit bei Auftraggebern schafft. Parallel dazu sollte die Möglichkeit geschaffen werden, einen Zuschlag für Instandsetzung auch über die Leistungsphase 8 hinaus individuell an den jeweiligen Schwierigkeitsgrad anpassen zu können.

Wettbewerbe

Offene Wettbewerbe sind das geeignete Mittel, ohne marktverengende Wirkung qualitativ hochwertige und wirtschaftliche Ergebnisse zu erzielen. Doch heute werden mehr als 90% aller Wettbewerbe in Deutschland als Bewerbungsverfahren ausgeschrieben, deren Zugangskriterien dazu führen, dass die Mehrzahl der Architekten, nämlich die kleineren Büros und Berufsanfänger, nicht teilnehmen können. Dieser Zustand ist nicht akzeptabel. In Anbetracht der vielen, aktuellen baupolitischen Themen in Berlin (Wohnungsbau, Entwicklung der ehemaligen Flughäfen Tempelhof und Tegel, etc.) ist zu befürchten, dass auch hier Bauaufgaben an einen kleinen Kreis von Auserwählten vergeben werden. Die geringe Zahl offener Wettbewerbe führt zu fehlender Innovation, hemmt die Förderung von qualifiziertem Nachwuchs und verhindert die Auseinandersetzung mit neuen Themen und Formensprachen in Architektur, Stadtplanung und Landschaftsarchitektur.

Vergabeverfahren

Ein Richtwert bei der Festlegung ist wohl, dass die zu erwartende Honorierung der ausgeschriebenen Maßnahme jährlich nur 20% des bisher jährlichen Büroumsatzes ausmachen darf. Insofern sind die geforderten Mindestumsätze, bezogen auf die jeweils ausgeschriebene Baumaßnahme, häufig zu hoch angesetzt und damit eine Bewertung, die die wirtschaftlichen Verhältnisse kleiner und junger Büros nicht angemessen berücksichtigt. Hinzu kommt, dass die Umsätze nach Punkten bewertet werden. Ab einen Mindestumsatz werden linear die höheren zum Nachteil der kleinen und jungen Büros positiver bewertet.
Die Forderung nach fest angestellten Mitarbeitern entspricht nicht der Realität in den kleinen und jungen Büros, nicht zuletzt, da es nicht dem Selbstverständnis vieler Kollegen entspricht, sich anstellen zu lassen. Fraglich ist auch, ob ein derartiger Eingriff in die Bürohoheit überhaupt zulässig ist und der öffentliche Auftraggeber davon eine Auftragsvergabe abhängig machen darf (s. a. „Netzwerke“).
Die Forderung nach einschlägigen Referenzen ist natürlich legitim, sie ist jedoch häufig zu eng gefasst. So ist, entsprechend unserem Berufsverständnis, jede Bauaufgabe stets eine neue, deren Umsetzung vertraglich mit den einschlägigen Haftungsvereinbarungen neu festgelegt wird.

Erhalt „analoger“ Bauarchive

Wir meinen, dass der geplanten Digitalisierung der Bauakten die Vernichtung der materiellen Akten folgen wird. Diese sind jedoch Baukulturgut, aus denen immer noch Informationen herausgelesen werden können, obwohl sie in großen Teilen mehr als 90Jahre alt sind. Nach einer Digitalisierung werden viele dieser Informationen verloren gegangen oder nicht mehr zu erkennen sein. Insbesondere bei den Fachgebieten „Bauen im Bestand“ und „Denkmalpflege“ wird man auch zukünftig nicht auf Einsichtnahme in herkömmliche Bauakten verzichten können.
Das beabsichtigte Scannen der Bauakten und die nachfolgende, aufgrund des technischen Fortschritts notwendige Pflege, Fortschreibung und Aktualisierung der digitalen Programme und Datensätze ist aufwendig und personalintensiv, mithin teuer. Es droht die Gefahr, dass diese Pflege aus Kostengründen unterlassen oder minimiert wird und so heute digitalisierte Akten in einigen Jahren nicht mehr gelesen werden können. Das wäre eine fiskalpolitisch verursachte und nicht mehr rückgängig zu machende zweite Welle der Aktenvernichtung. Diese baukulturellen Dokumente dürfen nicht einer kurzfristigen, kommunalen Haushaltspolitik geopfert werden.

Netzwerke

Moderne Kommunikations- und Arbeitsmethoden ermöglichen auch kleinen Strukturen / Büros durch projektbezogene Bündelung von Erfahrung und Kompetenz das Eingehen auf spezielle Aufgabenstellungen.
Die Nationen und Generationen übergreifende Zusammenarbeit ist eine erfolgversprechende Entwicklungsstrategie für Architekten und eine zeitgemäße Alternative zum Einzelkämpfertum.
Die Berliner Architektenkammer sollte solche netzwerkartigen Strukturen und Prozesse fördern und unterstützen. Die Umsetzung unkonventioneller Planungsansätze auch außerhalb eines rein akademischen Kontextes sollte vom Berufsstand stärker unterstützt und anerkannt werden. Initiativen dazu entstehen zunehmend aus der Erfahrung der Ineffizienz mancher althergebrachten Planungsstrukturen und –instrumente und eröffnen praktikable Wege der Stadtentwicklung.